Zeitungsartikel
Yomiuri Shimbun, 23. Februar 2003 Kaleidoskop der Erdkugel "Kita no yado kara" auf Deutsch Saenger Tanabe, wohnhaft in Deutschland 31 japanische Lieder uebersetzt und herausgegeben Foto: Graeff-Schestag (li) und Tanabe waehrend der letzten Kontrolle des Notenheftes |
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Von "Sakura, sakura" bis zum Enka, lass uns japanische Lieder auf Deutsch singen! -Ein japanischer Saenger, der in Deutschland wohnt, und ein deutscher Pianist planen die Herausgabe des ersten Liederalbums mit japanischen Liedern in deutscher Uebersetzung. Vorstellungskonzert in Frankfurt am Main am 27. diesen Monates . (Text und Bild: Takashi Sadahiro, Frankfurt am Main) Deutsche Lieder wie Schuberts "Heidenroeslein" oder "Wiegenlied" sind in Japan sehr beliebt, aber ein japanisches Lied, das in Deutschland aehnlich verbreitet ist, gibt es noch nicht. Der Bariton Toru Tanabe (42), der sowohl in Japan als auch in Deutschland konzertiert, und sein Freund, der Pianist Matthias Graeff-Schestag (45), wollen dieses Ungleichgewicht aendern und geben ein neues Liederalbum heraus. Tanabe, der schon oft japanische Lieder in Deutschland gesungen hat, hatte immer den Eindruck, dass diese "nur als etwas Exotisches angenommen und nicht richtig verstanden werden". Im Mai letzten Jahres sang er in einem Gymnasium, das einen Japanisch-Kurs anbietet, Lieder in Japanisch und in Deutsch. Dort war die Resonanz auf japanische Lieder in deutscher Uebersetzung so, dass die Zuhoerer dem Konzert "nicht nur aus Neugier am Exotischen, sondern mit wirklichem Verstaendnis folgten". Daraufhin beschloss er gemeinsam mit dem Liedbegleiter Graeff-Schestag, der einen Verlag besitzt, eine Notenherausgabe herauszubringen. Bei der Stueckwahl haben die beiden ca. 150 Lieder, die Tanabe mitgebracht hat, durchgespielt und trafen eine engere Auswahl von 31 Liedern wie "Rotlibelle", "Ruinen im Mondschein" oder "Schoener Tag, die Abfahrt naht", eine "weitgefaecherte Zusammenstellung von traditionellen Liedern bis hin zu Karaoke-Songs"(Graeff-Schestag). Etwa die Haelfte der ausgewaehlten Lieder lagen aufgrund der CD-Einspielung des beruehmten Tenors Ernst Haefliger vor ca. zehn Jahren (aus dem Katalog gestrichen), bereits in deutscher Uebersetzung vor, fuer die weiteren Lieder haben die beiden selbst die Uebersetzung vorgenommen. Tanabe hat zunaechst woertlich uebersetzt, Graeff-Schestag hat den Text dann mit Ruecksicht auf poetische Ausdruecke raffiniert der Melodie angepasst. Bei dieser Arbeit stiessen sie oft auf spezifische Unterschiede in Kultur und Ausdrucksweise der beiden Laender. Beispielsweise fragt Graeff-Schestag: "Warum legt eine Frau 'Nachtschminke' auf und benutzt das Fenster als Spiegel?", als er die woertliche Uebersetzung von "Kita no yado kara" von Harumi Miyako, das den Hoehepunkt des Heftes bildet, liest. Sie ueberlegten kurz, das Motiv der "Nachtschminke" wegzulassen, waren aber schliesslich der Meinung: "Es hat keinen Sinn, ein japanisches Motiv durch ein deutsches zu ersetzen" und das Motiv wurde, wie im Original, beibehalten. Die vollendete Uebersetzung passt sich sehr natuerlich der Melodie an, obwohl sie originalgetreu belassen wurde. Auch das japanische Generalkonsulat in Frankfurt am Main unterstuetzt die Verbreitung dieses japanischen Liederalbums in deutscher Version. Die Urauffuehrung findet in der Residenz des Generalkonsuls mit geladenen Gaesten u. a. aus dem Bildungsbereich in Deutschland statt. Das Liederalbum "Alte und neue Lieder aus Japan in deutscher Uebersetzung" (ISMN M-50087-920-6) wird, genau ein Jahr nach Projektbeginn, im Mai dieses Jahres erscheinen. Das Heft, herausgegeben mit dem Wunsch "durch unser Liederalbum eine Gegenbewegung zur 'Einbahnstrase' der Musik von Deutschland nach Japan zu initiieren" (Graeff-Schestag), wird zunaechst in begrenzter Startauflage von ca. 250 Exemplaren gedruckt. Aber der Kreis der Unterstuetzenden spricht bereits davon, dass "normale deutsche Schulen angesprochen werden sollten, dieses Heft anzuschaffen und ueber die Jahre hinweg viele weitere Auflagen zu drucken". |